Der Kampf um eine Lemgoer Retro-Tankstelle Von Thomas Wöstmann
Eine kleine Tankstelle aus den 1950er Jahren sorgt derzeit für großen Unmut in Lemgo. Während die Einheimischen sie erhalten wollen und für denkmalwürdig erachten, befürworten die Behörden einen Abriss.
Das Gelände, um das es geht, liegt an einer Ausfallstraße in Lemgo, zwischen einem Campingplatz und einer längst geschlossenen Gaststätte. Ein Bauzaun soll verhindern, dass Fremde das Gelände und die alte Tankstelle betreten.
Wechselvolle Geschichte
Vor fast 65 Jahren wurde sie vom Mineralöl-Konzern BP gebaut, so wie Tausende andere in Deutschland. Unter dem damals zeittypischen Betondach, das wie Vogelschwingen aussieht und die Autofahrer jahrzehntelang wenigstens etwas vor Regen und Schnee schützte, gab es zwei Tanksäulen.
1982 folgte ein Umbau; tankwillige Autofahrer mussten nun selbst zapfen. Und nur zwei Jahre später schon war die Geschichte dieser Tankstelle vorüber. Zur Jahrestausendwende nutzte sie ein Autopflegedienst, 2008 schließlich zog eine Spielwerkstatt für Kinder ein.
Retro-Charme voller Patina
Für Außenstehende ist der Charme der Nachkriegs-Tankstelle längst verschwunden. Doch noch lässt er sich erahnen: Etwa anhand des speziellen Schwingendachs, der Gebäudekonstruktion mit den hohen Fensterfronten, der mehrteiligen Falttore zu den ehemaligen Wagenhallen und schließlich des originalen BP-Mastes an der Einfahrt: all das versetzt Nostalgiker zurück in die Fünfziger und Sechziger Jahre der Bundesrepublik.
Für viele Lemgoerinnen und Lemgoer ein Schmuckstück
Das sehen auch einige Lemgoerinnen und Lemgoer so. Obwohl das Gelände eher heruntergekommen ist, sehen sie darin ein Schmuckstück, das nur aufgehübscht werden müsste; ein Denkmal, langfristig vielleicht sogar eine Art Museum.
Um ihren Plänen Nachdruck zu verleihen, haben sie bei Denkmalexperten des Lippischen Heimatbundes sogar ein Gutachten eingeholt; und das besagt eindeutig: die ehemalige Lemgoer Tankstelle ist etwas Besonderes: „ein weitgehend original erhaltenes Exemplar einer BP-Typentankstelle“, so etwas gebe es nur noch sehr selten.
Stadt Lemgo will den Abriss
Dem gegenüber steht die Sicht der Stadt, die seit einiger Zeit Besitzerin des Geländes ist. Demnach ist die Tankstelle baufällig und ein Abrisskandidat. Auch das Amt für Denkmalpflege senkt den Daumen und sieht in darin kein Denkmal.
Nächste Woche sollen Lokalpolitiker beraten, ob die kleine, ehemalige Lemgoer Tankstelle nicht vielleicht doch noch eine Zukunft hat.