Zeitzeugen lassen in Lemgo alte Zeiten wieder aufleben
Die Berichterstattung von Lippe aktuell in der Ausgabe vom 27.Dezember 2021 über die Zukunft der alten Tankstelle am Regenstorplatz hat zwei alte Zeitzeugen auf den Plan gerufen. Dieter Pachnicke, Sohn des damaligen Pächters, und Klaus Mundt, ehemaliger Lehrling zum Tankwart, konnten sich noch gut an ein gemeinsames Foto aus der Zeit erinnern, als sie noch jung waren und stellten es jetzt, nach rund 60 Jahren und auf Anregung des Immobilienmaklers Sven-Eric Bierhenke, noch einmal nach.
Das Originalbild entstand in der Zeit zwischen 1962 und1965, als Klaus Mundt seine Ausbildung bei der Firma Tankhaus Pachnicke &
Söhne absolvierte. Damals, so erzählt der heute 75-Jährige, habe ihm sein Vater geraten, den Beruf
des Tankwarts zu ergreifen, weil diese gebraucht würden und das Automobil Zukunft habe. Pachnickelag gleich „um die Ecke”,und so kam man zusammen.
In den Ausbildungsjahren bekam er im ersten Jahr 50 D-Mark, im zweiten Jahr 60 D-Mark und im letzten 80 D-Mark, berichtet er weiter. Zum Ausbildungsbild gehörten damals noch derVerkauf von Kraft- und Schmierstoffen, Kraftfahrzeugzubehör und der Kundendienst. Aber auch das Lagerwesen und die Kassesowie allgemeine Büroarbeiten gehörten dazu.
Klaus Mundt und Dieter Pachnicke verstanden sich auf Anhieb gut. An der Tankstelle gab es stets genug zu tun. Sie war modern ausgestattet und hatte zahlreiche Kunden aus der Möbelindustrie. Auch Chauffeure der Firmenchefs kamen mit den Nobelkarossen zur Wagenpflege vorbei. Damals hieß Wagenpflege noch etwas und war nicht mal nur eben schnell durch die Waschhalle gebracht. Die Tankstelle war bis zum Abbau der BP im Jahr 1984 noch gut besucht. Bis zumJahr 1990 war die Firma Pachnicke & Söhne noch als Werkstatt geöffnet. Da der Lebensunterhalt für ihn, seinen Vater und seinen Bruder nicht mehr ausreichte, verließ Dieter Pachnicke das Unternehmen schließlich im Jahr 1987.
Diese alten Geschichten und vieles mehr in Kombination mit einem interessanten Bildungsstandort, möchte Sven-Eric Bierhenke aufleben und das Gebäude wieder im Originalzustand erstrahlen lassen.
Er ist der Meinung, dass so ein Gebäude erhaltenswert und eine Bereicherung für Lemgo sei. Wie Lippe aktuell berichtete, ist auch der Verein Alt Lemgo, der sich für den Erhalt alter Bausubstanz in der Stadt einsetzt, dieser Meinung und hat dazu bereits positiv Stellung bezogen, denn Baudenkmäler aus den 1950er-Jahren gibt es nicht mehr viele. Der OldtimerLiebhaber Bierhenke ist daher am Erwerb des Gebäudes interessiert und will es im Stil der Fünfziger wiederbeleben. Er hat eine genaue Vorstellung, was er mit der alten Tankstelle machen möchte und hat sogar schon originale Ausstattungen gesammelt und sich um alte Tanksäulen gekümmert. Mit dem Erhalt und der Rekonstruktion der alten Tankstelle würde
Lemgo ein Kleinod aus den Fünfzigern erhalten, darüber sind sich Sven-Eric Bierhenke und seine Unterstützer einig.
Im LWL-Freichlichtmuseum in Detmold hatte man etwa vor einigen Jahren eine alte Tankstelle von weit hergeholt und dort aufgebaut. Ein solches Schmuckstück vor Ort, dazu noch privat finanziert, damit kann indes nicht jede Stadt aufwarten.